Unterschiede in der Verarbeitung

Insbesondere ältere Möbelstücke haben häufig nicht nur einen ideelen Wert, sondern können je nach Herkunft, Epoche und historischem Zusammenhang auch finanziell bedeutsam sein.

Gerade bei solchen Objekten ist es meist unerlässlich, dass eine Aufbereitung, passend zu Stilmerkmalen der Zeit, insbesondere im Hinblick auf den dazugehörigen Holzrahmen, und gemäß Fertigungstechniken und Materialien des ursprünglichen Herstellungzeitraumes erfolgt.

Erst eine solche Vorgehensweise sichert den Werterhalt ihres Lieblingsstückes.

Im Folgenden beschreiben wir einige wesentliche Bereiche, in denen sich im Verhältnis, zu modernen Polstermöbeln, deutliche Unterschiede ergeben.

Federschnürung & Fasson

Individuelle Federschnürung & Fasson, sei es auf Basis einer Gurtbespannung, oder durch Nutzung maßgerechter Federkernrahmen / Federkörbe (i.d.R bei Stühlen), eröffnen einen großen Handlungsspielraum in Bezug auf Formgebung und Sitzkomfort des Möbelstückes. So lassen sich je nach Kundenwunsch und Stilrichtung, Sitzflächen mit unterschiedlichsten Konturen und Eigenschaften erstellen. Ein solches Werkstück hat damit immer individuelle Alleinstellungsmerkmale und kann zu einem gewissen Grade als "einzigartig" beschrieben werden.

Zur Herstellung einer Federschnürung müssen zunächst die Gurte (i.d.R Jutegurte) gespannt werden, auf denen später die einzelnen Federn sitzen. Dazu überlegen wir uns zunächst auf Basis des vorhandenen Gestells, ob dasselbe oberhalb oder unterhalb der Zargen gegurtet werden muss, ob die vordere Federreihe frei geschnürt, oder die ganze Federung zusammengeschnürt werden soll. Wir stellen uns also das Bild des fertigen Polstermöbels im Geiste vor, und berücksichtigen dabei ihre, aus den Beratungen hervorgegangenen individuellen Wünsche. Im Einzelnen legen wir fest, welche Kombination aus Gurtung und Federart angemessen ist, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Eine zu enge und straffe Gurtung, kann bei einem brüchigen Gestell beispielsweise zu einem reißen der Holzzarge führen. Je nach Höhe der Möbelfüße, der angestrebten Sitzhöhe der Polsterung (36-42cm) und dem gewünschten Sitzkantenprofil (s. Bildstrecke unten), entscheiden wir uns für Flachfedern, Kegelfedern oder Doppelkegelfedern. Je niedriger die Füße umso höher und stärker die Federn und umgekehrt. Bei einer einfachen Eckbank, ist der Holzrahmen meist schon so hoch, dass einfache Flachfedern für die Sitz- und Rückenfläche verwendet werden können. Das Verbinden der Federbänder mit Jutegurten verbessert die Lastverteilung der einzelnen Federn untereinander. Abgesehen von dieser Vorgehensweise, werden zuerst die Gurte montiert, und dann die Federn platziert.

Ist die passende Gurtung erstellt, folgt die Verteilung der Federn unter Berücksichtigung von Tragfähigkeit und Ausgleich. Die Platzierung erfolgt meist auf den Kreuzungspunkten der Gurten (s. Bild rechts). Wenn wir davon überzeugt sind, dass alle Federn richtig verteilt sind und schön senkrecht aufstehen, so werden die auf den Gurten aufliegenden Federringe angenäht d.h. beides mit einem guten Bindfaden (i.d.R Hanfgarn) eng zusammengezogen. Es folgt die Verbindung der einzelnen Federn durch Schnürung.

Der Sinn der eigentlichen Federschnürung besteht darin, dass alle Federn die Last gemeinsam tragen können. So entsteht, insbesondere in der Mitte des Sitzes, ohne Weiteres eine ordentliche Spannung, da die Federn dort, immer links und rechts von den seitlichen unterstützt werden. Nach dem Aufnähen werden die Federn mittels Federschnur untereinander verbunden und, gemäß der Kontur des späteren Möbelstückes, auf die gewünschte Tiefe gespannt (s. Bild links).

Manuelle Federschnürung bietet hier ein höchstmaß an Individualität. Die fertige Federung wird komplett mit Federleinen verkleidet, und die oberen Federringe an die Verkleidung angenäht. Die weitere Polsterung erreicht dadurch eine gute Verbindung mit den Federn und die Federleinwand reibt sich weniger durch.

Bei der folgenden Fassonarbeit (Formgebung) wird ursprünglich loses Polstermaterial z.B. Palmfaser, in Form gelegt, und später durch Nähen und Garnieren verdichtet. Dazu wird das Füllmaterial zunächst auf dem Federleinen verteilt, und per Hand eine dichte pelzartige Schicht erzeugt (s. Bild rechts). Über diese wird abermals ein etwas lockereres Jutegewebe (Fassonleinen) gespannt, welches zunächst seitlich über die bereits bestehende Kante angeheftet wird. Danach beginnen wir mit dem Durchnähen. Dabei verbinden wir das Fassonleinen mit dem darunter befindlichen Federleinen, indem wir, nach einem vorher festgelegten Muster, von oben durch die Palmfaser bis zum Federleinen durchstechen. Das vormals lose Polstermaterial kann nun nicht mehr verrutschen.

Das Bild zeigt das Muster der fertigen Durchnäharbeiten in der Mitte des Polstermöbels. Durch anschließendes Garnieren werden mittels spezieller Nadeln und verschiedener Stichtechniken, die Kanten rundherum in Form gebracht. Die hier verwendete Technik hinterlässt ein sprossenartiges Dekor, und wird deshalb auch als Leiterstich bezeichnet. Abschließend wird die fertige Polsterung wahlweise durch eine weiche Watte- oder Rosshaarschicht ergänzt, und mit dem eigentlichen Bezugstoff (z.B. Mohairs-Velours) bezogen. Auf Wunsch, kann zuvor ein Bezug mit Weißpolster (Nessel) durchgeführt werden.

Für Stuhlsitze, Schreibtischsessel oder Hocker, empfiehlt sich die Nutzung fertiger Federkörbe. Der aus stabilen Metallstreifen gefügte Rahmen ist ,je nach Größe, mit 9, 10 oder 16 schon fertig montierten einfachen Kegelfedern besetzt, die untereinander verbunden sind. Der Korb kann mit wenigen Handgriffen, rundum am Sitzrahmen festgenagelt werden. Die Federn verschwinden dann unter einer Schicht Federleinen, auf der die weiteren Polsterarbeiten durchgeführt werden. Diese Vorgehensweise, eignet sich besonders für einfache Polstermöbel des täglichen Gebrauchs. Sie ermöglicht eine erhebliche Zeit- und Kostenersparnis ohne dabei die Sitzqualität einzuschränken, oder die individuelle Bepolsterung der Sitzfläche zu sehr zu behindern.

Die folgende Bildstrecke, zeigt verschiedene Sitzkantenprofile:

(Bitte anklicken!)

                                                                                                                   Heftungen

Möbel mit gehefteten Polstern lagen in den letzten Jahrzehnten, mal mehr, mal weniger, im Trend. Auch bei heutigen Polstermöbeln wird dieses Stilelement noch gelegentlich angewendet. Alltäglich ist so eine Arbeit jedoch nicht. Ein sauberes Ergebnis bedarf absoluter Genauigkeit.

Man unterscheidet hauptsächlich Heftungen in Rautenform oder halbe Rauten, und Heftungen in Quadratform. Je nach Form und Größe des Möbelstückes, ist es Aufgabe des Polsterers, eine gute Hefteinteilung zu finden, und diese zunächst auf einer Schablone exakt festzulegen.

Nicht alle Möbelstoffe eignen sich für Heftungen. Ungeeignet sind insbesondere lose und zu weiche Stoffe, die in sich wenig halt besitzen, sowie Stoffe mit ausgeprägten Musterungen (Blumen, Streifen, Karo etc.), deren Bildwirkung durch die Heftfalten unschön verzerrt wird. Materialien wie z.B. Schattenplüsch profitieren hingegen von den, durch die Heftfalten begünstigten Lichtreflexen (s. Bild oben links).

Das Beispiel (s. Bild rechts) zeigt eine Hefteinteilung von 11 Rauten à 15,5 x 9cm,

verteilt über eine Hockeroberfläche von 43 x 43 cm. Dieses Heftmuster wird auf einer Schablone aufgerissen, die Schablone auf den Sitz gelegt und die Lage der einzelnen Stiche auf dem Heftuntergrund aufgezeichnet. Auf Basis dieser Sitzschablone erfolgt der Zuschnitt des eigentlichen Bezugstoffes unter Berücksichtigung von Heftzugaben. Je nachdem wie tief die Knöpfe später richtung Polstergrund gezogen werden, ist mehr oder weniger Bezugstoff erforderlich bzw. die tatsächlich abzudeckende Oberfläche größer oder kleiner.

Der Bezugstoff muss dann exakt auf dem bepolsterten Objekt positioniert und die Heftstiche millimetergenau angezeichnet werden. Nach und nach werden alle Heftstiche eingezogen und die Heftfalten (s. Bild oben), von hinten nach vorne bzw. von oben nach unten gelegt. Nach Beendigung aller Feinarbeiten wird der Bezug am Rahmen (i.d.R Holz) festgeschlagen. Die Heftung sollte stets stramm gehalten sein, da bei Sitzflächen das Polstermaterial, durch die Nutzung mehr zusammengepresst wird. Bei lose gehefteten Sitzen springen sonst später sehr leicht die Falten auf.

Für die Polsterung wurde meist hochwertiges Roßhaar verwendet. Es ist möglich und auch empfehlenswert, selbst bei Neuanfertigungen auf dieses Naturprodukt zurückzugreifen. Mittlerweile können aber auch günstigere Alternativen eingesetzt werden, ohne dass diese zu schnell ermüden, nachgeben oder hart werden.

Wird Roßhaar gewählt, muss es eine kompakte pelzartige Haarauflage, ohne Hohlstellen oder Anhäufungen bilden. Während dem sogenannten Einlasieren werden die einzelnen Heftfäden durch das Material hochgezogen, sodass sie oben aufliegen (Bild, s. links). Danach wird jeder Heftfaden einzeln hochgespannt und der Bereich um den Faden bzw. um den Heftstich mit dem Finger, bis auf den Polstergrund freigebohrt. Durch diese Maßnahme wird bewirkt, dass die Heftung recht tief sitzen kann, ohne dass das Polstermaterial im Umkreis des Heftstiches mit hinabgezogen wird.

Machen sie sich selbst ein Bild von unseren bisherigen Arbeitsergebnissen!

Ziernägel & Posamenten                                                                       (Kordel, Gimpe, Effilé etc.)

Gimpe

 

Der Stoffabschluss an Polstermöbeln mit sichtbaren und polierten Zargen wird oft mit einer Gimpe verziert. Das Verzierungsband wird, wenn möglich, direkt auf den Bezugstoff geklebt, oder z.B. bei Verwendung auf Plüsch, auf einen schmalen Kartonstreifen bzw. ein Verstärkungsstück, welches vorher aufgenagelt wurde.

Das Bild zeigt eine Gimpe in Kombination mit einer Möbelkordel.

Ziernägel

 

An Stelle von Gimpen können auch Ziernägel verwendet werden. Es handelt sich dabei um lackierte Nägel mit rundem Kopf, die in verschiedenen Größen und vielen Farben erhältlich sind. Um eine gute Wirkung zu erzielen, müssen diese Nägel dicht nebeneinander gesetzt werden und im gleichen Abstand eingeschlagen sein.

Marabu

 

Für weiche Kissenpolsterungen kann die Kantenverzierung mit einem Marabu vorgenommen werden. Unter dieser Posamente (Oberbegriff), versteht man eine 1,0 - 1,5 cm breite Borte, in die Woll- oder Seidenfäden gekräuselt eingewoben sind. Es handelt sich um eine der schönsten, aber auch teuersten Kantenverzierungen. Als Beispiel dient der oben abgebildete Hocker mit Schattenvelours und Heftung. Hier wurde die Nagelstelle an der Stoffkante mit einem Marabu verdeckt.

Effilé

 

Dieses Vezierungsmaterial dient meist als unterer Kantenabschluss an Polstermöbeln. Effilé ist eine Borte  mit unbeschnittenen Fransen. Die Fransen bestehen aus mehr oder weniger großen Schlingen . Für Nahtausputz nimmt man Effilé mit kurzen Schlingen, zur unteren Kantenverzierung kann Effilé mit bis zu 4cm Breite verwendet werden.

Möbelkordel

 

Möbelkordeln werden in verschiedenen Stärken und Ausführungen gefertigt. Je schwerer das Polstermöbel desto dicker und kräftiger i.d.R auch die Möbelschnur. Sie bieten die Möglichkeit, Akzente an Kanten und Ecken zu setzen und diese kräftig hervorzuheben. Unsere Galerie zeigt einen Sessel mit fransenartigem Besatz durch Möbelkordeln. Der Hohlraum unterhalb des Sessels wird so, fast vollständig bis zum Boden verdeckt.

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